Auditive Turn

Religionsästhetik des Auditiven

 

 

Die aus der hermeneutisch-philologischen Tradition stammende Religionswissenschaft interessierte sich vorwiegend für historische Religionen, war daher zumeist textorientiert.

 

Der "Visible Turn" machte aufmerksam auf Räume, Gewänder, Bilder, Rituale, Filme, Ausstellungen usw.

 

Die hörbare Seite der Religion/en ist bisher nicht einmal ansatzweise erforscht. Die gegenwärtige Religionsästhetik dokumentiert überdeutlich die Randständigkeit des Auditiven in der Religionswissenschaft.

 

Klänge/Töne/Geräusch/Musik sind allgegenwärtige Merkmale unserer sinnlichen Umwelt und ihrer Wahrnehmung. Sie charakterisieren die kulturelle, d.h. religiöse Wahrnehmung von Raum und Zeit. Man kann die Religionswelt auch als Klangwelt interpretieren.

 

Wie lässt sich der Phänomenbereich Klänge/Töne/Geräusche im Bereich der Religion/en religionswissenschaftlich erheben, verstehen, analysieren, auswerten und beschreiben? Was leistet das Auditive? Welche Arten von Tönen/Klängen/Geräuschen/Musik sind in welchen Archiven und unter welchen Auswahlkriterien zusammen gestellt worden? Welchen Hörensembles kommt in der Erinnerungs- und Gedächtnis-Kultur besondere Bedeutung zu? Wie kann man sich der menschlichen Wahrnehmung und Deutung von Klängen annähern? Welche Bedeutung haben unterschiedliche Hörweisen ("modes of listening", Chion)?

 

Um die Bedeutung der Geräusche und Töne im "Netzwerk der Sinne" aufmerksamer und systematischer wahrzunehmen, bedarf es eines "auditive turns" in der Religionswissenschaft.